Montag, 28. September 2015

Du bist schwanger und nicht krank!

Mittlerweile feiere ich schon fast Bergfest und bin in der 20. Schwangerschaftswoche angekommen. Jedoch war der Weg bis hier hin bereits ganz anders, als ich es mir vorgestellt habe.
Ich habe bereits von Verwandten und Bekannten mehrere Schwangerschaften miterlebt und bis jetzt habe ich – zumindest in meinem Umkreis – noch nicht einmal so großes Rumgejammer gehört, wie bei mir. Und ich jammere definitiv nicht aus Spaß oder um Mitleid zu bekommen. Ich jammere, weil ich mich noch nie so "krank" gefühlt habe.
Aber fangen wir erstmal ganz von vorne an...


Der positive Test

Ich muss gestehen, ich habe schon mehrere Schwangerschaftstests hinter mir, die allesamt negativ ausgefallen sind, trotz Überfälligkeit. Natürlich sehr frustrierend, wenn man einen Kinderwunsch hat und es einfach nicht klappen will. Nichts hat funktioniert, kein Zykluskalender, keine tägliche Zweisamkeit oder sonstiges. Natürlich zweifelt man dann irgendwann an seiner Gesundheit und sucht einen Arzt auf, was ich dann auch schließlich getan habe. Eine Zyzste am Eierstock war der nicht gerade erfreuliche Befund, welche dann aber auch sofort operativ entfernt wurde. Gleichzeitig wurde aufgrund meines nicht erfüllten Kinderwunsches eine Gebärmutterspieglung gemacht, die aber keine negativen Befunde aufwies. Gleichzeitig habe ich begonnen, die von meiner Frauenärztin verordneten Agnus Castus Tabletten, oder auch Mönchspfeffer, einzunehmen, welche den Zyklus regulieren sollten und gleichzeitig die Chance auf eine Befruchtung erhöhen.
Nun ja, einen Monat später, noch eine Woche bevor meine Periode kommen sollte, bekam ich starke Unterleibschmerzen und befürchtete, dass meine Periode durch das Mönchspfeffer diesmal sogar früher kommen würde. Allerdings waren es andere Schmerzen, als sonst vor meiner Periode. Es fühlte sich eher an, als wäre meine Periode bereits da und es zog, als ob sich schon die Schleimhaut lösen würde. Dann, am 15.06. als meine Periode eigendlich kommen sollte, ging ich nach der Arbeit nach Rossmann, um ein paar einkäufe zu erledigen und kam währenddessen an den Schwangerschftstests vorbei.
Ich steckte im Zwiespalt. Einerseits wollte ich nicht schon wieder 6€ für einen sowieso negativ ausfallenden Schwangerschaftstest ausgeben, schließlich könnte ich auch noch ein paar Tage warten, es wäre ja nicht das erste Mal, dass meine Periode später kommen würde.
Andererseits waren da diese Unterleibschmerzen seid einer Woche und ziehen in den Brüsten hatte ich ebenfalls bemerkt. Und weil die Hoffnung natürlich zuletzt stirbt, kaufte ich mir diesen verdammten Schwangerschaftstest und testete dann auch noch am selben Abend.
Das Resultat: Positiv. Ich konnte es kaum glauben...



Der "übele" Verlauf

Natürlich war ich überglücklich! Zuerst rief ich meine Mutter an, weil mein Freund noch auf der Arbeit war und ich es unbedingt jemanden erzählen musste, weil ich sonst vor Aufregung geplatzt wäre. Ca. Eine Stunde später erfuhr es dann auch mein Freund, welcher mir vor lauter Freude erstmal in die Arme fiel. Es hatte tatsächlich geklappt!
Am nächsten Tag rief ich bei meiner Frauenärztin an und sollte auch direkt in die Praxis kommen. Um auf dem Ultraschall etwas zu sehen war es noch zu früh, allerdings waren die Schleimhäute gut aufgebaut und der Schwangerschaftstest in der Praxis war ebenfalls positiv. Zwei wochen Später sollte ich erneut zum Ultraschall und da sah ich dann zum ersten Mal den Herzschlag meines Babys in einer kleinen runden Blase. Ich war mehr als nur Glücklich.
Jedoch blieben die Unterleibschmerzen, die sich als Dehnungsschmerzen entpuppten, und besserten sich trotz der Einnahme von Magnesium nicht. Nachts wurde ich davon Wach, auf der Arbeit machten mir die Schmerzen zu schaffen und noch viel Schlimmer war die Angst davor, mein Baby durch die unnormal starken Schmerzen zu verlieren. Eine Freundin von mir wurde übrigens gleichzeitig mit mir schwanger, verlor ihr Baby jedoch in der 6. oder 7. Woche, was meine Angst natürlich nicht minderte. Ganz im Gegenteil. Ich weinte vor lauter Angst, es könnte noch irgendwas schief gehen, was meinem Freund natürlich auch zu schaffen machte.
Bis zur 12. Woche könnte man das Baby noch auf natürliche Weise verlieren, wenn es nicht lebensfähig sein würde. Jedoch war bis zur 12. Woche noch so viel Zeit, schleißlich war ich zu dem Zeitpunkt erst in der 8. Woche.

Das allerschlimmste war dann allerdings, dass sich von heute auf morgen in meinem Körper plötzlich alles veränderte. Ich bekam die Nase eines Spürhundes und roch auf einmal alles und alles ganz extrem. Ich ekelte mich vor vielen Gerüchen und das einsetzen der Übelkeit ließ auch nicht mehr lange auf sich warten. Mir war jeden Tag nicht nur übel, mir war kotzschlecht. Arbeiten ging nicht mehr, ich lag von morgens bis abends im Bett, weil es mir so hundsehlend ging. Ich konnte immer nur das essen, auf was ich gerade hunger hatte, alles andere ging und konnte nicht rein. Duschgele, Shampoos, Deos, Cremes, alles musste in Geruchsneutral gekauft werden, weil ich mich vor jeglichen Geruch geekelt hatte. Vor dem Geruch in der Küche, im Bad, vom Weichspüler der frischen Wäsche, vom Geruch der neuen Couch... Einfach alles hat abartig gestunken. Es hat auch nicht lange gedauert, bis aus der Übelkeit auch noch Erbrechen wurde. Ich muss dazu sagen, ich habe mich seit meinem 16. Lebensjahr nicht mehr übergeben und plötzlich kam es mehrmals täglich. Ich habe von meiner Ärztin pflanzliche Sachen bekommen, Nux Vomica D6, Nausema, sollte Ingwertee trinken, vor dem Aufstehen eine Kleinigkeit essen, mehr über den Tag verteilt essen, aber nichts hat funktioniert. Ich lag weiterhin den ganzen Tag im Bett, wusste nichts mehr mit mir anzufangen, bis meine Ärtztin mir dann irgendwann Vomex A Zäpfchen verschrieben hat. Zu den Zäpfchen holte ich mir noch zusätzlich Dragees, weil ich Zäpfchen überhaupt nicht mag.
Ich nahm Vomex nicht sofort, hatte noch immer zu sehr Angst, dass meinem Baby irgendwas passieren könnte, weil Vomex ja ein richtiges Medikament ist und man im Internet gespaltene Meinungen zu der einnahme von Vomex in der Schwangerschaft ließt. Allerdings war ich zu dem Zeitpunkt bereits ca. 3 Wochen krank geschrieben und es war mir nicht mal mehr möglich, für ein paar Minuten an die frische Luft zu gehen, ohne dass mir hundsehlend wurde.

An dieser Stelle muss ich mich auf jeden Fall bei meinem Freund bedanken, der wirklich alles Haushaltstechnische für mich übernommen hat, jedes Mal alleine einkaufen gegangen ist und mich zu den Arztgängen begleitet hat. Außerdem hat er versucht alles zu tun, damit es mir gut geht. Ohne ihn wäre ich aufgeschmissen gewesen. Ich liebe dich mein Schatz!

Inzwischen war mein Baby jedoch gut gewachsen und trotz der Schmerzen, der Übelkeit und dem Erbrechen, war die Schwangerschaft gut Intakt. Nur ich war alles andere als gut Intakt.
Nun gut, ich musste irgendwas tun, damit es mir endlich wieder besser ging, weil ich so einfach nicht mehr weitermachen konnte. Also nahm ich, völlig verzweifel, die Vomex Dragees, in dem Glauben, dass ich die Tabletten ja sowieso nicht mehr lange einnehmen müsse, weil die 12. Woche ja bereits zum greifen Nah war.
Und tatsächlich, die Vomex schlugen an. Ich konnte es kaum glauben, ein Leben während der Schwangerschaft war ja doch möglich! Zwar nicht zu 100%, aber es war möglich. Ich konnte mich wieder in der Wohnung bewegen, auch mal mit zum Einkaufen gehen und auch wieder normal essen, ohne mich gleich zu übergeben. Ab und zu passierte es dennoch, aber es besserte sich auf jeden Fall. Also fing ich an, täglich die Vomex zu nehmen, um wenigstens ein bisschen Lebenqualität zurück zu erlangen.

Die 12. Woche kam, dann die 13., die 14. und dann die 15. Woche, jedoch konnte ich ohne die Einnahme von Vomex keinen Alltag führen. Die Diagnose: Hyperemesis Gravidarum, eine Form von extremer Schwangerschaftsübelkeit. Arbeiten konnte ich noch immer nicht, weil es mir durch Vomex noch lange nicht so gut ging, dass ich jeden Tag meine Leistung auf der Arbeit abliefern könnte. Ich hatte trotzdem noch Tage, an denen ich nur im Bett lag und es mir einfach nur schlecht ging. Das ganze hält bis heute an, obwohl ich die Hälfte der Schwangerschaft schon so gut wie geschafft habe. Hinzu kamen außerdem noch extreme Müdigkeit (auch durch die Vomex), Kopfschmerzen, Sodbrennen, Ausgelaugtheit obwohl ich nicht viel mache und natürlich noch so kleinigkeiten, wie Wassereinlagerungen, Schmerzen in der Leiste, Verstopfung...
Hier ein Bild von den Sachen, die ich Täglich einnehmen muss:


Die Velnatal sind nur Vitamine und Mineralstoffe, sowie Jod und Folsäure, die zur Gesundheit und entwicklung meines Babys beitragen. Für 4 Monate bezahle ich in der Apotheke ca. 56€.
Ansonsten die Magnesium Dragees mit 400mg, Nausema, die ich noch zuende nehmen soll und natürlich mein Lebenselexier: Vomex.
Mittlerweile habe ich von meiner Ärztin bis zum Mutterschutz ein individuelles Beschäftigungsverbot bekommen, was also bedeutet, dass ich meinen normalen Lohn weiterhin bekomme und aus dem Krankengeld raus bin. Ein individuelles Beschäftigungsverbot wird meist dann ausgesprochen, wenn etwas mit der Schwangeren nicht stimmt. In meinem Fall ist es wegen der extremen Schwangerschaftsübelkeit, die selbst heute in der 20. Schwangerschaftswoche noch nicht weg gehen will, zusammen mit den Unterleibschmerzen, der Müdigkeit und all den anderen Sachen.
So habe ich mir eine Schwangerschaft sicherlich nicht vorgestellt...


Die Probleme mit dem Körper

Abgesehen von den ganzen gesundheitlichen Sachen, verändert sich auch mein Körper. Ich habe oft gelesen, dass man in der Schwangerschaft schöne Haut bekommen soll und glänzende Haare... Pustekuchen! Meine Haare sind stumpf und trocken geworden, fallen mehr aus als gewohnt und sind dementsprechend auch schon für meine Verhältnisse sehr dünn. Meine Haut ist unrein und trocken, im Gesicht, auf der Brust, auf dem Rücken... Ich muss dazu sagen, ich hatte vorher nie Probleme mit Pickeln oder trockener Haut gehabt, hatte, wenn überhaupt, mal einen vereinzelten Pickel auf dem Kinn oder der Stirn...
Mittlerweile sieht meine Haut jedoch so aus:


Ungeschminkt kann ich so definitiv nicht mehr vor die Tür. Dazu kommt dann noch die Gewichtszunahme, welche ja eigendlich normal ist, mich jedoch tierisch stört. Ich muss dazu sagen, dass ich mit dem Rauchen aufgehört habe, von heute auf morgen, was sicherlich auch noch eine Rolle spielt. Jedoch sind es bis jetzt schon 10 kg, die ich zugenommen habe und das trotz der Hyperemesis Gravidarum. Dehnungsstreifen habe ich bis jetzt zum Glück noch keine, aber was nicht ist, kann ja noch werden, bei meinem Glück.
Außerdem habe ich schon vorgesorgt und mir Schuhe ohne Schnürsenkel gekauft, damit ich in 2 Monaten nicht dastehe und mir nicht mehr alleine die Schuhe anziehen kann.


Das sind Sketchers mit Memory Foam Sohle, die ich für 39,95€ bei Deichmann gekauft habe. Außerdem nutze ich Momentan jeden Abend Bi Oil und Creme jeden Morgen meinen Bauch mit einer reichhaltigen Körperbutter ein. Gegen die Pickel kämpfe ich Momentan noch an, wenn ich etwas hilfreiches gefunden habe, berichte ich euch natürlich.


Die guten Seiten

Abgesehen von den ganzen, echt anstrengenden Schwangerschfts-Strapazen, gibt es natürlich auch schöne Dinge, die mich trotz allem glücklich machen. Zu einem ist das die Tatsache, dass es meinem Baby trotz allem gut geht und ich bald Mami werde, was ich mir so sehr gewünscht habe. Zum anderen sind es die Kindsbewegungen, die ich seit der 18. Woche spüre. Und die freudige Nachricht, dass wir ein Mädchen erwarten, was mein Freund und ich uns so sehr gewünscht haben.


Außerdem bin ich sehr froh darüber, nicht mehr arbeiten zu müssen. So kann ich mir all die Zeit für mich nehmen, die ich brauche, damit es mir und meinem Würmchen gut geht.
Ich freue mich auch jedes Mal darüber, wenn ich Babysachen kaufen kann. Kinderzimmermöbel haben wir zwar noch nicht, aber das steht im November an.
Bis jetzt haben wir die Garderobe so gut wie komplett und noch Kleinigkeiten wie Schnuller, Babybürstchen, Wärmekissen, Decken, Handtücher etc. Und einen Kinderwagen haben wir auch schon.


Mein Entbindungstermin ist der 19.02.2016 und ich kann es bis dahin gar nicht mehr abwarten. Ein kleines Ebenbild von mir und meinem Freund in den Armen zu halten, ein kleines Wesen, welches aus unseren Genen stammt und sich in meinem Bauch entwickelt hat. Um ehrlich zu sein, kann ich es noch immer nicht wirklich glauben. Ich nehme gerne all die Strapazen auf mich, wenn meine kleine Tochter im Februar gesund auf die Welt kommt. Dann ist wahrscheinlich sowieso wieder alles vergessen...
Hier noch ein Bild von meinem Bauch in der 20. Schwangerschaftswoche:




Ich halte euch auf jeden Fall auf dem Laufenden.






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